Ein Schlüssel zur nachhaltigen Regenwasserbewirtschaftung
Einleitung
Die wachsenden Anforderungen an das Regenwassermanagement in städtischen Gebieten stellen Ingenieure und Stadtplaner vor komplexe Herausforderungen. Die zunehmende Flächenversiegelung und die Intensität von Starkregenereignissen durch den Klimawandel erfordern innovative Lösungen, um die ökologischen und hydraulischen Belastungen der Entwässerungssysteme zu minimieren. Eine dieser Lösungen ist der Retentionsbodenfilter, eine effiziente Anlage zur Regenwasserbehandlung und -rückhaltung, die sowohl zur Entlastung der Kanalisation beiträgt als auch eine hohe Wasserqualität für die Ableitung in Vorfluter oder zur Versickerung sicherstellt. Die Zielgrößen der Behandlung sind ein effektiver Feststoffrückhalt, die Oxidation von organischen Kohlenstoffverbindungen (CSB, BSB) und Ammonium sowie der dauerhafte Rückhalt von partikelgebundenen Stoffen wie Schwermetallen, polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffen (PAK) und Mineralölkohlenwasserstoffen (MKW).
Funktionsweise von Retentionsbodenfiltern
Ein Retentionsbodenfilter ist eine technische Konstruktion zur kombinierten Reinigung und Rückhaltung von Regenwasser. Er besteht im Wesentlichen aus einem Vorbecken, einer Filterfläche mit durchströmbarem Substrat und einem nachgeschalteten Ablaufbereich. Das Regenwasser wird über eine Vorreinigungsstufe in den Filter eingeleitet, wo grobe Schmutzpartikel abgesetzt werden. Anschließend durchläuft das Wasser den eigentlichen Filterkörper, der aus einer durchlässigen Substratschicht besteht. Wichtige Bestandteile des Filtersubstrats sind Sand, Kies und organische Materialien, die nicht nur mechanische Filtrationseffekte erzeugen, sondern auch zur biologischen Reinigung beitragen.
Durch die Kombination aus physikalischer Sedimentation, Adsorption und biologischem Abbau wird eine erhebliche Reduktion von Schadstoffen im Regenwasser erreicht. Der Retentionsbodenfilter sorgt außerdem für die zeitverzögerte Ableitung von Wasser in die Kanalisation oder zur Versickerung, wodurch Starkregenereignisse abgepuffert werden können und Hochwasserereignisse in städtischen Gewässern reduziert werden. Retentionsbodenfilteranlagen bestehen aus einer Vorstufe und einem abgedichteten, gedrosselt betriebenen, vertikal durchströmten und mit Schilf bepflanzten Filterbecken.
Aufbau und Dimensionierung
Die Dimensionierung von Retentionsbodenfiltern ist eine komplexe Aufgabe, die sowohl die hydraulische Belastung als auch die Reinigungsleistung berücksichtigt. Typische Bestandteile eines Retentionsbodenfilters sind:
Die Dimensionierung erfolgt nach den jeweiligen hydrologischen Bedingungen und ist von der Größe der angeschlossenen Einzugsfläche, der zu erwartenden Regenintensität sowie der Schadstoffbelastung des Regenwassers abhängig. Technische Regelwerke wie die DWA-A 138 und DWA-A 178 geben konkrete Hinweise zur Bemessung und Ausführung von Retentionsbodenfiltern.
Vorteile von Retentionsbodenfiltern
Der Einsatz von Retentionsbodenfiltern bietet zahlreiche ökologische und stadtplanerische Vorteile:
Anwendungsgebiete
Retentionsbodenfilter eignen sich insbesondere für den Einsatz in urbanen Räumen, wo die Flächenversiegelung besonders hoch ist und eine dezentrale Regenwasserbewirtschaftung gefragt ist. Typische Anwendungsgebiete sind:
Herausforderungen und Grenzen
Obwohl Retentionsbodenfilter zahlreiche Vorteile bieten, gibt es auch Herausforderungen, die berücksichtigt werden müssen:
Fazit
Retentionsbodenfilter sind eine nachhaltige und vielseitige Lösung für die Herausforderungen der urbanen Regenwasserbewirtschaftung. Sie kombinieren die Funktionen der Wasserreinigung und -rückhaltung in einer Anlage und bieten dabei ökologische Vorteile, die weit über die eigentliche Entwässerung hinausgehen. Trotz des erforderlichen Wartungsaufwands und des Flächenbedarfs stellen Retentionsbodenfilter eine wichtige Maßnahme dar, um den negativen Folgen der zunehmenden Flächenversiegelung und des Klimawandels zu begegnen. Ingenieure und Stadtplaner sollten daher vermehrt auf diese Lösung setzen, um die Resilienz städtischer Entwässerungssysteme zu stärken und einen Beitrag zum Schutz der Umwelt zu leisten.
Die Umsetzung solcher Systeme bedarf einer sorgfältigen Planung und Anpassung an die lokalen Gegebenheiten, um eine maximale Wirksamkeit zu erzielen. Dennoch sind Retentionsbodenfilter ein wichtiger Baustein zur Umsetzung nachhaltiger und zukunftsorientierter Entwässerungskonzepte in unseren Städten.