Die Altstadt als Schwammstadt (27.10.2024)

Schwammstadt in der Altstadt: Klimaanpassung für historische Stadtkerne

Der Klimawandel stellt unsere Städte vor immer größere Herausforderungen – insbesondere Altstädte, die eng bebaut und für Starkregen kaum gerüstet sind. Für Städteplaner und öffentliche Entscheidungsträger bietet das Schwammstadt-Konzept eine nachhaltige Lösung zur Bewältigung dieser Herausforderungen, ohne die historische Bausubstanz zu gefährden.

Warum Schwammstadt?

Das Schwammstadt-Prinzip verfolgt das Ziel, Niederschläge direkt in der Stadt zu speichern, zu verdunsten, zu reinigen und kontrolliert abzugeben. Dies hilft nicht nur, die Kanalisation zu entlasten und Hochwasser vorzubeugen, sondern trägt auch zur Kühlung und Verbesserung der Luftqualität bei. Durch die Integration von Gründächern, Regenwassergärten und durchlässigen Pflasterungen kann Wasser effektiv gespeichert und langsam an das Grundwasser abgegeben werden.

Potenziale für historische Stadtzentren

Historische Altstädte sind oft dicht bebaut und bieten wenig Raum für neue Infrastrukturen. Hier bietet das Schwammstadt-Konzept eine Möglichkeit, klimaschutzorientierte Anpassungen vorzunehmen, ohne die optische und kulturelle Integrität der Stadt zu beeinträchtigen. Investitionen in die Schwammstadt-Infrastruktur können Altstädte auf nachhaltige Weise widerstandsfähiger machen.

Vorteile für die Kommune

  1. Erhöhte Widerstandsfähigkeit gegen Starkregenereignisse: Versickerungsflächen und Gründächer speichern Niederschläge und entlasten so das Abwassersystem.
  2. Förderung der städtischen Kühlung: Begrünte Flächen und Wasserflächen mindern Hitzeinseln in der Stadt – ein Vorteil angesichts steigender Temperaturen.
  3. Verbesserte Aufenthaltsqualität: Durch Gründächer, Wasserelemente und Regenwassergärten wird die Stadt grüner und lebenswerter, was auch die Attraktivität für Bewohner und Besucher steigert.
  4. Förderung der Biodiversität: Eine naturbasierte Infrastruktur bietet Lebensräume für Flora und Fauna und trägt zur Artenvielfalt bei.

Maßnahmen zur Umsetzung

Eine Schwammstadt kann in einer Altstadt durch eine Kombination folgender Maßnahmen entstehen:

  • Gründächer auf öffentlichen Gebäuden und Wohnhäusern: Diese absorbieren Regenwasser und kühlen das Gebäude.
  • Permeable Pflastersteine auf öffentlichen Plätzen und Straßen: Diese reduzieren Oberflächenversiegelung und verbessern die Versickerung.
  • Regenwassergärten und Versickerungsmulden: Diese natürlichen Filteranlagen können in kleineren Freiflächen oder öffentlichen Grünanlagen integriert werden.
  • Bäume und Wasserflächen in Fußgängerzonen: Bäume, urbanes Grün und kleine Wasserläufe können zur Regulierung von Temperatur und Luftfeuchtigkeit beitragen.

Empfehlungen für die Stadtplanung

Um das Schwammstadt-Konzept erfolgreich zu integrieren, sollten Städte und Gemeinden folgende Schritte in Erwägung ziehen:

  1. Bestandsaufnahme: Identifizieren Sie mögliche Flächen für Schwammstadt-Elemente in der Altstadt.
  2. Pilotprojekte starten: Beginnen Sie mit Pilotprojekten, um die Wirkung und Akzeptanz der Maßnahmen zu testen und Erfahrungen zu sammeln.
  3. Koordination mit Denkmalpflege: Arbeiten Sie eng mit Denkmalschutzbehörden zusammen, um die Eingriffe an die historische Bausubstanz anzupassen.
  4. Fördermittel sichern: Nutzen Sie regionale, nationale und EU-Förderprogramme, die auf klimafreundliche Stadtentwicklung und Hochwasserschutz abzielen.
  5. Bewusstsein schaffen: Informieren Sie Anwohner und Gewerbetreibende über die Vorteile und Einbindungsmöglichkeiten, um die Akzeptanz zu erhöhen.

Fazit: Altstädte fit für die Zukunft machen

Das Schwammstadt-Konzept bietet eine zukunftsweisende Lösung, um historische Altstadtkerne an die klimatischen Herausforderungen anzupassen. Mit einer gezielten Planung und Zusammenarbeit können Städte resilienter und lebenswerter gestaltet werden. Die Investition in eine Schwammstadt-Strategie ist nicht nur ein Gewinn für den Hochwasserschutz, sondern auch ein Beitrag zur Lebensqualität und zum Erhalt unseres kulturellen Erbes.

 

Mirko Molt