Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung veröffentlicht neues Hauptgutachten (31.10.2024)

Das WBGU-Hauptgutachten 2024, „Wasser in einer aufgeheizten Welt“, analysiert die zunehmenden Herausforderungen der globalen Wasserknappheit und die notwendigen Strategien, um diesen komplexen Problemen zu begegnen. Der Bericht beleuchtet, wie der Klimawandel und die anthropogenen Einflüsse den Wasserkreislauf destabilisieren und an vielen Orten der Welt existenzielle Bedrohungen für Mensch und Natur verursachen. Vor diesem Hintergrund fordert das Gutachten eine klare und konsequente Wasserpolitik, die Vorsorge vor Krisen als oberste Priorität sieht und einen sicheren Abstand zu den Grenzen der Beherrschbarkeit aufrechterhält.

Ein wesentlicher Punkt des Gutachtens ist die Prognose und Antizipation regionaler Wassernotlagen mit potenziell globalen Konsequenzen. Hierzu gehören beispielsweise Migration und geopolitische Konflikte aufgrund von Wasserknappheit. Die Empfehlung des WBGU betont daher die Notwendigkeit einer internationalen Wasserstrategie, die Wasserfragen stärker in globale Umwelt- und Entwicklungsprozesse integriert und durch eine intensive internationale Kooperation unterstützt wird. Diese Strategie soll ein klimaresilientes Wassermanagement aufbauen und bestehende Wassersysteme gegen Extremereignisse widerstandsfähiger machen.

Zentral für diese Strategie ist die Nutzung naturbasierter Lösungen, wie die Renaturierung von Feuchtgebieten, Wäldern und Mooren. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, den Wasserhaushalt zu stabilisieren, indem sie natürliche Rückhaltekapazitäten und die Wasserspeicherfunktion von Ökosystemen stärken. Darüber hinaus weist der Bericht auf die Bedeutung integrierter Ansätze hin, die Wasserpolitik mit den Zielen des Klimaschutzes, der Biodiversität und der sozialen Gerechtigkeit verknüpfen. So sollen soziale Ungleichheiten, die durch Wasserknappheit entstehen können, gemindert und ein gerechter Zugang zu Wasserressourcen sichergestellt werden.

Eine der Kernbotschaften des Gutachtens ist die Dringlichkeit, den Wert von Wasser stärker in das Bewusstsein der Gesellschaft und Wirtschaft zu rücken. Wasser sollte als wertvolles Gemeinschaftsgut betrachtet und entsprechend bewirtschaftet werden. Dazu gehört auch, innovative Finanzierungsmodelle zu entwickeln, um Investitionen in nachhaltige Wasserinfrastrukturen und naturbasierte Lösungen anzuregen.

Abschließend unterstreicht das WBGU-Gutachten die Rolle der Wissenschaft und der Bildung. Ein wissenschaftsbasiertes Verständnis der Wasserkrise und ihre Kommunikation sind essenziell für eine informierte Gesellschaft, die langfristige Lösungen vorantreiben kann. Bildung spielt eine zentrale Rolle, um die Bevölkerung auf die Herausforderungen der Wasserkrise vorzubereiten und zur aktiven Beteiligung an nachhaltigen Wassermanagementpraktiken zu motivieren.

Insgesamt zeigt das Gutachten, dass die Wasserkrise nicht isoliert betrachtet werden kann, sondern ein integraler Bestandteil einer umfassenden Umweltpolitik sein muss. Die Entwicklung eines langfristigen und kooperativen Ansatzes im Wassermanagement ist entscheidend, um Wasser als Lebensgrundlage zu erhalten und die Zukunftssicherheit globaler Wassersysteme zu gewährleisten.

Die fünf wichtigsten Kernaussagen des WBGU-Hauptgutachtens 2024 sind:

  1. Sicherheitsabstand zur Beherrschbarkeit wahren: Eine nachhaltige Wasserpolitik muss einen sicheren Abstand zu den Belastungsgrenzen der Wassersysteme sicherstellen, um Krisenmanagement nur als letzte Lösung einzusetzen.

  2. Antizipation regionaler Wassernotlagen mit globalen Auswirkungen: Die zunehmende Wasserknappheit erfordert eine proaktive internationale Strategie zur Bewältigung von Krisen, die auch regionale und globale Folgen wie Migration und Versorgungssicherheit umfasst.

  3. Klimaresilientes Wassermanagement und Erhalt natürlicher Wasserqualität: Der Fokus liegt auf klimaresilienten Wassersystemen, die naturbasierte Lösungen nutzen und lokal angepasst werden, um die Auswirkungen von Extremereignissen abzufedern.

  4. Integrierte Klima-, Biodiversitäts- und Sozialpolitik: Die Wasserpolitik sollte andere Bereiche einbeziehen, da Wasser eine Schlüsselrolle im Biodiversitätsschutz und für soziale Gerechtigkeit spielt.

  5. Entwicklung einer Internationalen Wasserstrategie: Der WBGU empfiehlt die Etablierung einer internationalen Wasserstrategie, die globale Kooperation und ein nachhaltiges Wassermanagement langfristig verankert.

 

Autor: Mirko Molt

Das gesamte Gutachten kann hier heruntergeladen werden: https://www.wbgu.de/de/publikationen/publikation/wasser#sektion-downloads